Arnold Reinthaler
religio - Jenseits im Jammertal - Februar 2010
 
Titel: "Liebling, wie lange noch?" 2009

Technik:
Objekt, Gravur, Nero Assoluto Zimbabwe Granit, 90 x 50 x 3cm

Beschreibung:

Die Arbeit ‚Liebling, wie lange noch?’ ist eine von mehreren Gravurarbeiten, die sich mit einer bildhauerischen Bearbeitung von Zeitlichkeit auseinandersetzt. Schwarzer Granit suggeriert ’Überzeitlichkeit’, Stein transportiert als bloßes Trägermedium bereits eine metaphysische Idee von Gegenwart, eine die ewig ist und nie vergeht.
Mit flüchtig eingravierten Zeichen wird nun dieses kulturelle Wissen über den Stein gebrochen. Banale Sätze oder Binsenweisheiten erzeugen Sprachräume, die den Schreibprozess und die Handlung des Künstlers selbst in den Mittelpunkt stellen und dabei das Material aus seiner repräsentativen Funktion entbinden. Die Schriftzeichen entwerten jedoch nicht nur das Medium, sondern werden auch umgekehrt durch die steinerne Tafel konterkariert.
Die Frage ‚Liebling, wie lange noch?’ verweist auf einen Zustand des Wartens. Warten und warten,  aber worauf? Auf Erfolg, das Ende langer Qualen oder einfach auf die Freundin? Penibel vorgezeichnet, geritzt und schließlich fein graviert, verlieren die Schriftzeichen ihr heiteres Moment und evozieren in ihrem ‚gefrorenen’ Zustand mehr eine lang andauernde Zeitspanne nervöser Ungeduld. Graviert wird hier zum reinen Zeitvertreib, Kunst als Ästhetik der Langeweile erprobt. Dass der Satz plötzlich mitten im Arbeitsprozess stockt, lässt die herbeigesehnte Erlösung vermuten. Oder hat der Künstler den Prozess seiner künstlerischen Handlung nur kurz unterbrochen? Wird der Satz jemals fertiggestellt? In diesem Sinne könnte die Frage an den abwesenden Autor retourniert werden: Mein Lieber, worauf wartest du, wie lange noch?!

ARNOLD REINTHALER

geb. 1971 in Wels, lebt in Wien. Studierte Bildhauerei an der Kunstuniversität Linz, an der Akademie der bildenden Künste Wien (Diplom bei Bruno Gironcoli) und promovierte mit einer kulturwissenschaftlichen Dissertation bei Thomas Macho und Claus Pias. Arbeitet seit 2007 in einem Förderateliers des BMUKK.

Beschäftigt sich mit Systemen der Zeitmessung im Verhältnis zur subjektiven Erfahrung von Zeitlichkeit mittels bildhauerischer, installativer und videografischer Arbeiten. Stellt immer wieder das eigene Handeln in den Mittelpunkt lang andauernder Arbeitsprozesse. Zeichen- und medienreflexive Untersuchungen, vorwiegend in Medien wie Stein und Papier, die graviert und beschrieben werden.

Ausstellungen (Auswahl): Quasi dasselbe...? Diskurse mit poetischer Funktion (Kunstpavillon, Innsbruck 2010) tweakfest, dock18 (Alten Börse, Zürich 2009), dinnershow (Rote Fabrik, Wien/Zürich 2009), Lachhaft. Über das Komische in allen Lebenslagen (Oberösterreichische Kulturvermerke, Gmunden 2009), Die Zeit und ihre Pulsschläge (Internationale Akademie, Traunkirchen 2009), Traverse Video Festival, clips (Toulouse 2008)

Arnold Reinthaler
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