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DOKUMENTATION PROJEKTWOCHE „MALEREI“ IN HORN (NÖ) vom 3. 10 bis 8. 10 1994
PROJEKTSCHWERPUNKT
Eine Woche lang „freies Malen“ mit einem
„jungen, wilden Maler“.
LEHRER
Mag. Helmuth Hickmann. Miteinbezogene
Unterrichtsfächer: FEAE (Fachzeichnen, Entwurf und angew. EDV), Technologie
Schüler
8 Schüler der 2. Bildhauer Klasse und 7
Schüler der 4. Klasse Bildhauerei. Das Alter der Schüler betrug
durchschnittlich 18 Jahre.
Veranstaltungsort
Kunsthaus Horn, Wienerstraße 2, A 3580 Horn
EINGELADENER
KÜNSTLER
Spontan und unkompliziert sagte
Erich Schobesberger
sein Mitwirken zu,
allerdings mit der Bedingung, in dieser Woche für eine geplante
Ausstellung arbeiten zu können. Dem wurde erfreut zugestimmt, und er
sagte zu, im großen Malsaal zu arbeiten und auch für die Schüler da zu
sein.
PROJEKTPLANUNG
Schobesberger bot sich an, Malmaterial zu
besorgen. Wir ordneten uns für diese Woche den Techniken und
Malmaterialien des Künstlers unter, obwohl einige Vorbehalte diskutiert
wurden (ökologische Aspekte).
Bildträger sollten vor Ort besorgt werden, wobei das Motto „auf allem
kann gemalt werden!“ gerne aufgenommen wurde.
PROJEKTDURCHFÜHRUNG - TAGESABLÄUFE
Platten, Kartonagen und sonstige Bildträger wurden auf den
Wertstoffsammelplätzen der Gemeinde besorgt.
Die geplanten Arbeitszeiten von 09.00 bis 17.00 Uhr, unterbrochen durch
eine Stunde Mittagspause, wurden im Verlauf der Woche stark verändert.
Bis spät in die Nacht hinein wurde diskutiert, philosophiert,
fachgesimpelt und gemalt. An den darauf folgenden
Vormittagen herrschte im Malsaal relativ wenig Betrieb.
Fertige Bilder, die von den Malern selbst für „würdig“ befunden wurden, kamen vom Malsaal in die 3 großen Seminarräume im straßenseitigen Trakt des Gebäudes. Dort wurden sie in einer „internen Ausstellung“ präsentiert. In diesen Räumen fanden, umgeben von eigenen Arbeiten, Besprechungen statt und dort entstand auch die Idee, eine große Ausstellung in Hallein anzustreben.
Einige Schüler unterbrachen die Malerei und fertigten Skulpturen in Sandstein.
Die Gruppe versorgte sich selbst, in der Gemeinschaftsküche wurden die Mahlzeiten zubereitet und gegessen.
In der Galerie des Kunstvereins Horn wurde zu diesem Zeitpunkt eine Ausstellung von Tone Fink präsentiert. Auch dieser Umstand brachte zusätzliche Anregungen.
Am Ende der Woche wurden die Bilder für den Heimtransport sortiert, verpackt und in der Bibliothek zwischengelagert. Nach Hallein wurden die fertigen Arbeiten in einem Lieferwagen transportiert. Die Eltern einer Schülerin waren bereit dies zu organisieren.
In der Schule in Hallein wurde mit Mag. Hickmann die geplante Ausstellung grob vorbereitet. Danach wurde eine Schnittstelle gesetzt, die gesamte Planung und Organisation sollte von den Schülern in Eigenverantwortung mit der Galerie durchgeführt werden.
Die Absicht von Mag. Hickmann war es, den Schülern die raue Luft des Kunstmarktes um die Ohren wehen zu lassen und dies geschah auch ordentlich!
Die Kernfrage war die Auswahl der Bilder. Bereits in Horn wurde vereinbart, daß sich die Schüler der Juryentscheidung durch Erich Schobesberger, Dr. Anton Gugg (Kunstkritiker - APA) und einem Vertreter der Galerie „Kunstforum beim Rathaus“ fügen werden.
Erst die Tatsache, daß Anton Gugg die Auswahl der Bilder vornehmen und bei der Vernissage sprechen wird, öffnete die Türen in die Galerie des Kunstforums. Die Galerie hätte eine Präsentation von „Schülerarbeiten“ sonst nicht gewagt.
Für die Ausstellung, die am 25. April 1995 eröffnet wurde und bis 16. Mai 1995 zu sehen war, wurden 35 Arbeiten von 11 Schülerinnen und Schülern ausgewählt.
Die Schüler mußten Sponsoren für die Einladungen und das Plakat finden, die Bilderrahmen wurden einzeln, nach den Bildformaten von zwei Schülern angefertigt. Auch das Hängen in der Galerie wurde von den Schülern bewerkstelligt.
Bei den Verhandlungen mit der Galeristin über den Verkauf der Bilder waren die Bildhauerschüler auf sich und ihr Verhandlungsgeschick alleine gestellt.
Die Ausstellungseröffnung, unter dem Titel „KOPFWENDUNG“, war sehr interessant. Die Schüler erlebten, was ein „Prominenter“ der österreichischen Kunstszene, der sich über das Schulprojekt „Malwoche in Horn“ nicht einmal grob informieren wollte, in seiner Eröffnungsrede zu sagen hatte. Anton Gugg inszenierte ein „Spektakel“ für seinen Künstlerfreund Schobesberger, wobei die Bildhauerschüler und ihre Malereien eine unbedeutende Nebensache darstellten. Die Bildhauerschule mit ihren Lehrern wurde als verstaubte und verzopfte Sache dargestellt, aus der die Schüler, unter Anleitung eines genialen Künstlers für eine Woche ausbrechen durften und endlich einmal freie Künstlerluft atmen konnten.
Es war
wirklich ein lehrreicher Abend für Schüler und Lehrer unserer Schule.
Verkaufte Bilder, die lange nicht bezahlt wurden, bereiteten bei der
Abrechnung einige Schwierigkeiten und brachten noch einiges an
Erfahrung.
Für die Schüler, die im Kunstforum nicht ausstellen konnten, wurde in der schuleigenen Übungsgalerie „Kiosk“ (einem kleinen Nebengebäude unserer Schule, das als permanenter Ausstellungsraum für die Abteilung Bildhauerei genutzt wird) eine Ausstellung durchgeführt.
Zusammenfassende Schlußbemerkungen:
Die Malwoche war für alle Beteiligten eine äußerst gelungene Veranstaltung. Schüler, Schobesberger und Lehrer paßten gut zusammen, auch die Selbstversorgung klappte gut. Das Wetter war sehr schlecht, es schneite und war sehr kalt, aber dadurch konnte eine angenehme Atmosphäre im Haus entstehen. Wir waren als einzige Gruppe im Kunsthaus Horn untergebracht und fühlten uns wohl.
Die große Ausstellung als Abschluß der Malwoche, oder sogar eher als eigenes Projekt, wurde in der Schule und in der Öffentlichkeit gut angenommen. Die Lokalpresse berichtete darüber und auch die Eltern der Schüler waren sehr an den Bildern interessiert.
Das meiste lernten die Schüler bei der eigenständigen Organisation dieser Kunstausstellung.
Text:
Prof. Mag. Helmuth Anton Hickmann
Hallein, am 14. 11. 1996