Johannes Domenig
HallEinblick, Dezember 2001


Titel:
"Rubberroom"
Technik:
Gummiobjekte

Beschreibung:
Johannes Domenig hat sich in seinen jüngsten Arbeiten dem Material Gummi angenähert. Er vollzieht diese Annäherung sehr bewusst und dezidiert als Bildhauer und erarbeitet nach strengem Konzept Volumen und Körper aus diesem Material, um im Verlauf dieser künstlerischen Arbeit immer tiefer in die Faszination des Materials einzudringen.

Gummi als zunächst gleichsam antiskulpturales Material ist geprägt durch Eigenschaften wie Elastizität, den Eindruck von Künstlichkeit, aber auch verbunden mit einer geringen Wertschätzung, um nur diese drei Aspekte anzuführen. In der Abwendung vom Konzept der konzentrierten bildhauerischen Form und der Hinwendung zur Spurensuche, zur Auseinandersetzung mit dem Relikt, zum prozesshaften Werden von Formen und einer solchermaßen behutsam vorgetragenen Suche ändern sich jedoch diese Materialzuordnungen zu absolut positiven Kunstqualitäten.

Johannes Domenig hat sich voll auf diesen Gestaltwerdungsprozess eingelassen. An die Stelle der durchgeformten Bearbeitung des Materials trat die Suche, die sensible Annäherung, das Finden und nachfolgende behutsame Weiterformen. Aus diesem Arbeitsprozess entsteht eine Fülle verschiedenster skulpturaler Formen, teils aufgebaut, gefundene Reste ebenso wie bewusst gesetzte Gestaltungskörper. Diese behutsame Arbeit an der Formulierung der Einzelformen erfolgt in permanenter Spannung zwischen persönlichem Zugriff und Rückgriff auf allgemeine Tradition. Die einheitliche Farbe "Schwarz" der einzelnen Körper lenkt den Blick in konzentrierter Weise auf die jeweilige Form. Das Umrisshafte verbindet sich mit dem Eindruck von Volumen, ein körperhaftes Informell - das "Unförmige" verbindet sich so mit klar erkennbaren und zuordenbaren Gegenstandsformen.

Aus solchen Kombinationen heraus entwickelt sich eine Fülle von Konnotationen zur Welt des Archaischen, zum Reliquienhaften, zu Relikten, die weit in die Vergangenheit menschlicher Geistesgeschichten zurückweisen. Es entsteht der Eindruck, als ob es sich um ausgegrabene Objekte handeln könnte, "ausgegraben" auch im übertragenen Sinn aus den Tiefen unseres Unterbewusstseins.

In der Präsentation dieser Einzelobjekte operiert Johannes Domenig stets mit einer rationellen Ordnung, einem Legesystem aus Zeilen, Koordinaten, einer strengen Geometrie. Die dunkle Ahnung seiner archaischen Formverweise - unterbrochen von kleinen persönlichen Ironieschüben - wird als ein gleichsam textliches Ordnungssystem geführt. Der Charakter der Vorläufigkeit, der Abstraktheit dieser Ordnung ist allerdings offensichtlich. So wie sich die Vielfalt der Formen nicht einschränken ließ, so wenig dauerhaft kann auch die streng inszenierte Anordnung dieser Formen sein. Formen und Präsentationsordnung gestalten so einen immer wieder geöffneten Dialog, der sich sehr deutlich auf den Betrachter hin ausrichtet und dessen offene Beweglichkeit einfordert. Johannes Domenig stellt damit einmal mehr in aller Deutlichkeit vor Augen, dass sich gegenwärtige Kunst vom einzelnen Werkstück hin zum Werkprozess entwickelt: sowohl in der Entstehung von Konzeptgestaltungen wie auch in ihrer Rezeption.

Peter Assmann 1998

Domenigs Bezug zu Hallein ist seine Schulzeit an der Fachschule für Bildhauerei von 1977 - 81, und es ist die Erinnerung an "eine gute Zeit" (Domenig Johannes 2001).
Von 1983 bis 1988 studierte er an der Akademie der bildenden Künste in München.

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