Henrik Ahr Tschernobyl? Atomkatastophe, Radioaktivität über ganz Europa, die Verantwortlichen sind inzwischen verurteilt. Ob Kompensation oder Schutzmechanismus: Die tägliche Anforderung begünstigen die Verdrängung der Erinnerung an diese Zeit. ….Thomas Büsch und Henrik Ahr versuchen die Unfassbarkeit der Situation mit rationalen Mitteln erfassbar zu machen… Eine
besondere Art von Zahlenspiel konstruierte Henrik Ahr aus vier
übereinander hängenden Eisenplatten mit den Maßen 26 mal 86 Zentimeter,
in denen er das Datum der Reaktorkatastrophe ( 26.04.86 ) in einer
fatalistischen Zahlensymbolik aufnimmt. Diese kühle, durchdachte
Zusammenstellung schließt die Unmöglichkeit der Erfahrbarkeit der
Vorkommnisse ein: wie die Eisenplatten inzwischen von einem Hauch Rost
überzogen sind, so ist die Erinnerung an Tschernobyl verblasst, hat
bereits die Patina des Vergangenen angenommen.
Biographie: Henrik Ahr absolvierte eine Ausbildung zum Koch, war danach als freier Künstler tätig und studierte Architektur in Leipzig. Dort begann er im Jahr 2000 erste Bühnenbilder für die Neue Szene zu gestalten, im Folgejahr entwarf er die Szenenbilder für eine Bühennadaption von Chuck Palahniuks Roman Fight Club am Theaterhaus Jena. Seine erste Zusammenarbeit mit dem Regisseur Michael Thalheimer – Liebelei von Arthur Schnitzler am Thalia Theater Hamburg – wurde zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Es folgten eine Reihe weiterer gemeinsamer Arbeiten in Schauspiel und Oper, in Hamburg, Basel, Antwerpen und Düsseldorf. Mit Tatjana Gürbaca und Christof Loy verbindet ihn ebenso kontinuierliche Zusammenarbeit wie mit dem slowenischen Regisseur Mateja Koležnik, der den Bühnenbildner für Brecht-, Mann- und Schönherr-Projekte nach Ljubljana einlud. An der Komischen Oper Berlin realisierte Henrik Ahr gemeinsam mit Anisha Bondy die Uraufführung der Märchenoper Die Schneekönigin von Pierangelo Valtinoni, hoch gelobt von der Kritik, begeistert aufgenommen vom Publikum. Einen großen Erfolg bei Presse und Publikum erzielte auch die Neuinszenierung von Philip Glass' Gandhi-Oper Satyagraha im Jahr 2017, inszeniert von Sidi Larbi Cherkaoui am Theater Basel, eine Koproduktion mit der Komischen Oper in Berlin und der Vlaamse Opera in Antwerpen. Henrik Ahr unterrichtet seit 2010 als Universitätsprofessor für Bühnengestaltung an der Universität Mozarteum in Salzburg. Er ist dort Abteilungsleiter für Bühnen- und Kostümgestaltung, Film- und Ausstellungsarchitektur.
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