Texte zum Jubiläum

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1blick

Wer Kunst mag, will gerne etwas Neues entdecken.

Wir wissen, dass unser Blick und unser Konsumverhalten in unserer Alltagswelt auf der Basis von psychologischen Forschungsergebnissen gelenkt wird.

Dem zu entkommen, um ein selbstbestimmtes, glückliches Leben zu führen, erfordert einerseits psychologische Kenntnisse, die Kenntnis der Strategien der Marktforschung und Werbung, andererseits einen bewussten Umgang damit, oft eine Verweigerung, jedenfalls Anstrengung.

Der „Einblick“ ist ein wichtiger Gegenpol.

Seit 25 Jahren zeigt er mit einer vielfältigen Auswahl künstlerischer Positionen unterschiedlichster Medien eine große Bandbreite wichtiger, interessanter Themen, die zum Weiterdenken und Handeln, aber auch zum sinnlichen Erlebnis einladen.

Entweder man kommt gezielt oder man freut sich, wenn man die Ausstellung im Vorhaus zufällig entdeckt. Der Standort der Vitrine im Vorhaus scheint versteckt und liegt doch so zentral. Trotz des Trubels der Straßencafés und Geschäfte am Bayrhamerplatz, kann man sich im Eingangsgewölbe des Vorhauses in Ruhe auf die Kunst einlassen.

Ich freue mich bei jedem Besuch in Hallein aufs Neue über die inspirierenden Ausstellungen im Einblick, ansonsten über die gute Dokumentation auf der Homepage.

Katharina Gierlach Dietlinger 
Köln  24. 3. 2017

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Galerie Einblick 25 Jahre

Kunst im Vorhaus, die Galerie Einblick, ist wohl Österreichs kleinste Galerie für zeitgenössische Kunst. Kann Kunst im Vorhaus am ehemaligen Viehmarktplatz, kann diese kleine Ausstellungsfläche oder dieser kleine Stellplatz geeignet sein, die Arbeit, die Lebensarbeit einer Künstlerin, eines Künstlers an ein teilweise überraschtes Publikum mit hoher Wahrnehmungsschwelle seriös heranzubringen?

Ich behaupte: Ja, dieser Ort kann das! Beweis genug dafür ist wohl die Liste der Aussteller, die durchaus illustre, internationale Namen birgt.

Ich vermute, dass die eklatanten Einschränkungen durch das Platzangebot, durch Licht, Thema und Ort der Präsentation gerade unter dem Aspekt“ Kunst ist frei“, also so wenig Einschränkungen wie möglich, die besondere Herausforderung und der Reiz für die Aussteller darstellen. Kunst ist zwar frei, hat aber immer ihre Reibungsflächen gesucht und gefunden. Ob das nun religiöse Dogmata, Tabus, gesellschaftliche, politische Normen sind oder waren, immer hat sich die Kunst bzw. ihr Betreiber daran aufgerichtet.

Es ist relativ riskant, in der Reihe der renommierten Aussteller eine mittelmäßige Arbeit oder Idee abzuliefern; - zumindest habe ich das so empfunden. Wenn die Arbeit nicht sehr bewusst und präzise auf Ort und Thema eingeht, wenn die Wahrnehmungsschwelle und das Überraschungselement falsch eingeschätzt wird, kann durchaus das Gefühl hochkommen, die Salzach hinunter gespült zu werden. Der Ort ist weniger geschützt, als eine größere Galerie mit ständiger Betreuung vor Ort. Aber genau das macht die Sache spannend, wenn man sich darauf einlässt.

Unabhängig von den erwähnten Herausforderungen und Spannungsszenarien trägt und vermittelt die Galerie Einblick (mit einem Blick muss die Sache funktionieren) ein anderes, nicht alltägliches Moment: Die Stadt Hallein, eine Arbeiter- und Industriestadt. Sie prägt, soweit ich das bisher erlebt habe, eine vollkommen andere Kunst- und Kulturszene aus als viele andere österreichische Städte und vor allem eine vollkommen andere Kunst-atmosphäre als die Nachbarstadt Salzburg.

Salzburg hat über Jahrhunderte Kunst und Kultur zugekauft. Sie hat große Skepsis ihren eigenen Kunstschaffenden gegenüber. Das liegt, wie wir wissen, daran, dass sich unter der über 1000 Jahre alten Junktion von geistlicher und weltlicher Macht kein selbstbewusstes, selbstständiges Bürgertum ausprägen konnte. Auch daran, dass lange Zeit keine Ausbildungsstätte für die bildende Kunst vorhanden war. Vielleicht hat da Hallein eine Lücke gefunden. Hallein empfinde ich anders. Ich empfinde kein so großes Misstrauen ihren eigenen Produzierenden gegenüber und ich glaube,  das hat mit der Arbeiter- und Industriestadt zu tun. Diese Wahrnehmung hat für mich zumindest eine angenehme Gelassenheit zur Folge.

Während zur Festspielzeit die Galerien aus dem In- und Ausland sich die Köpfe einschlagen, um möglichst nahe an das Festspielhaus heranzukommen, hat die Galerie Einblick und ihr Galerist Helmuth Hickmann die Stirn, ein Vorhaus zur Galerie zumachen und das finde ich schön.

Rupert Gredler im Feber 2017

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Galerie Ein Blick / Vorhaus

Die Galerie 1blick im Vorderhaus / Hallein ist in Deutschland so gut wie unbekannt.
Zu Unrecht.
Sie führt ein einzigartiges politisches und gesellschaftskritisches Programm für Kunstschaffende, welches sich konsequent durch 25 Jahre hindurch trug.

Dieses Programm war es, das mich auf den Weg von Bremen nach Salzburg aufbrechen lies.
2013 konnte ich unter dem Thema  ZEIT ZEICHEN ZEUGEN meiner Serie ICH ALS AMAZONE die Druckgrafik SHOPPERIN für die Galerie hinzufügen.
Seit dem mache ich in meinem Künstlerhaus in Bremen immer wieder Werbung für den 1blick gemacht. Der Weg – 920 km - scheint jedoch für viele zu weit zu sein. Für mich hat er sich jedoch gelohnt.

Maria Mathieu
Bremen im März 2017

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Petra Moiser / Salzburg 1.3.2017

25 jahre 1-blick bewegt schon zum nachdenken. die idee einer mini-galerie hat sich durchgesetzt und die zuversicht und zähigkeit von helmuth hickmann damit auch. ich hatte gerne dort ein paarmal ausgestellt, weil ich das projekt sympathisch und verwegen finde und mich gefreut, dabeisein zu können. bedarf es doch, wie bei allen privaten engagements, einer durchdachten und einsatzbereiten organisation, die wesentlich mehr ist als das nachher sichtbare.

statistisch läßt sich so eine art von ausstellungswesen kaum erfassen, messen im erfolgssinn auch schwer, aber diese vitrine im uralten halleiner haus ist eine denkwürdige sache. wer hineingeht bekommt ein stück zeitgenössischer kunst mit auf den weg, nicht mehr und nicht weniger. ob die halleiner das schätzen, ob sie schmunzeln oder den kopf schütteln, ich weiß es nicht. mit sicherheit gibt es menschen, die sich freuen, daß hinter der alten türe etwas ist und wieder neues kommt und vielleicht ein name wiedermal auftaucht, den man schon gelesen hatte.

unsere zeit ist vielfach schlecht genutzt, es wird über alles mögliche drübergefahren, es geht alles so schnell. sind wir doch selber nicht unschuldig und urteilen vorschnell. da kann so ein kleines fenster zur kultur ein prinzip hoffnung sein. ich wünsche dem 1-blick-gestalter helmuth hickmann weiterhin ein ungebrochenes und freudiges umgehen mit menschen, die so wie er in und mit kunst und kultur tätig sind.

danke

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1Blick

bietet Raum für Experimente und ist
Herausforderung für Betrachter.

Im Blickfang
eröffnen sich
Einblicke in Werkprozesse,
eröffnen sich Blickwinkel.

In der Beschränkung erschließt sich
in Überblick und Tiefblick
ein Weitblick.

Die Konzentration auf Wesentliches
schafft im Blickkontakt
einen Austausch der Blickrichtungen.

Ausblick und Rückblick führen
zum Durchblick:

ein über die Jahre hin gelungenes Projekt.

 

Wolfgang Richter
Salzburg  9.4.2017